Internationale Arbeit

Seit vielen Jahren besteht die Partnerschaftsarbeit zwischen dem Kolpingwerk DV Paderborn und den Kolpingwerken Costa Rica, Dominikanische Republik, Honduras, Mexiko und Nicaragua. Persönliche Begegnung, Respekt und Engagement für zukünftige Generationen sind die Grundlage gemeinsamer Arbeit.

Die internationale Arbeit der Kolpingjugend DV Paderborn konzentriert sich auf die Aufrechterhaltung einer aktiven Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern und die Entwicklung gemeinsamer Projekte, die den Austausch von Perspektiven zwischen jungen Menschen ermöglichen. Seit 2018 ist mit den Klimadialogen ein erstes internationales Projekt mit dem Kolpingwerk Mexiko erfolgreich angelaufen. Ebenfalls seit 2018 ist die Kolpingjugend in dem Erasmus+-Projekt C.O.F.F.E.E. beständig aktiv. Über das Süd-Nord-Programm des weltwärts-Freiwilligendiensts, ist uns eine langfristige Begegnung und regelmäßiger Austausch möglich.

Ebenso ist es unsere Auftrag, Kindern und Jugendlichen verschiedene Bildungs- und Freizeitaktivitäten anzubieten sowie Projekte und Aktionen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit und zu anderen aktuellen Themen (politisch, sozial, ökologisch, kirchlich) zu entwickeln.

Costa Rica-Reise 14.-29.03.2024 Reisebericht

persönlicher Reisebericht von Toni

Hier findet ihr Tonis persönliche Eindrücke, Hintergrundinformationen über unsere Partnerschaftsarbeit und unten auch Bilder der Reise! Schaut gerne auch auf Instagram vorbei für mehr bildliche Eindrücke!

Unsere Partnerschaftsarbeit und Hintergrundinfos zur Reise
Etappe eins – San Rosé
Etappe zwei – San Isidro und Kolping Costa Rica
Unsere Partnerschaftsarbeit und Hintergrundinfos zur Reise

Hallöchen zusammen und herzlich willkommen zu meinem kleinen Bericht zu unserer Zeit in Costa-Rica.

Bevor ihr in den nächsten Tagen Storys, Berichte und Informationen zu unserer Bildungs- und Begegnungsreise bekommen werdet, möchte ich euch ein bisschen etwas über die Hintergründe dieser Reise erzählen.

Dieser Bericht dokumentiert unsere Reise nach Costa Rica, die von der Abteilung für Erwachsenenbildung des Kolpingberufsbildungswerkes in Kooperation mit der Kolping Röstwerkstatt in Brakel ausgerichtet wird. Im Mittelpunkt dieser Reise steht nicht nur die persönliche Weiterbildung der Reisenden, sondern vor allem die Begegnung mit den Menschen vor Ort sowie die Stärkung der internationalen Partnerschaftsarbeit zwischen Kolping Paderborn und Kolping Costa Rica.

Wir als Kolpingjugend im Diözesanverband Paderborn spielen besonders durch unser Süd-Nord-Freiwilligenprogramm eine wichtige Rolle in der Partnerschaftsarbeit mit Costa Rica. Die Freiwilligendienste ermöglichen es jungen Menschen aus unseren Partnerländern in Gastfamilien zu leben und in sozialen Einrichtungen zu arbeiten, wodurch sie nicht nur die deutsche Sprache und Kultur kennenlernen, sondern auch Einblicke in die Arbeit der Kolpingjugend und des Kolpingwerks in Paderborn erhalten.

Die Reise in unser Partnerland Costa Rica hat für uns als Kolpingjugend und auch für das Kolpingwerk mehrere Ziele, darunter die persönliche Gratulation zur Gründung des Nationalverbandes Kolping Costa Rica, an der wir im Februar bereits digital teilnehmen konnten. Wir wollen außerdem die Verbandsarbeit in Costa Rica erleben und den Austausch sowie die Vernetzung fördern. Zusätzlich zu den internationalen Schwerpunkten haben wir auch inhaltliche Themen mit Verbandsbezug in unsere Reise integriert. Dabei wird es viel um die Thematiken Kaffee, Nachhaltigkeit und Menschenrechten gehen, denen wir uns im Austausch mit den Menschen vor Ort, die hier Ticas und Ticos genannt werden, intensiv widmen werden.

Neben Julian und mir aus der Diözesanleitung der Kolpingjugend besteht die Reisegruppe aus Heinrich, der einigen vielleicht aus dem Vorstand des Kolpingwerks bekannt sein könnte, seinem Sohn Yannik, dem Rentnerehepaar Roswita und Wolfgang, sowie Peter, der ebenfalls seinen Ruhestand genießt. Die Reiseleitung hat Ramona, die in der Röstwerkstatt des Kolpingwerks arbeitet und außerdem unseren Freiwilligendienst mit betreut. Ramona hat bereits längere Zeiten in Costa Rica gearbeitet, ist fern ab von Corona seit 2013 jedes Jahr hier gewesen und verfügt in Costa Rica über ein großes
Netzwerk, das diese Bildungs- und Begegnungsreise erst ermöglicht. Außerdem ist Clara, die an der University for Peace arbeitet, Teil der Reiseleitung, Clara lebt und arbeitet schon seit mehreren Jahren in Costa Rica. Sie wird uns aufgrund ihrer Arbeit aber leider nur einen Teil der Reise begleiten können.

Es ist uns wichtig zu betonen, dass es überhaupt nicht selbstverständlich für uns ist, an einer solchen Reise teilzunehmen und stets das Bewusstsein über unsere Privilegien und die vorherrschende Diskriminierung zu haben. Unsere Reise soll nicht nur persönliche Entwicklung ermöglichen, sondern auch die Wahrnehmung und das Verständnis für globale Zusammenhänge und die Notwendigkeit der Bekämpfung des Klimawandels, der Ungerechtigkeit und Diskriminierung schärfen. Unsere Aufgabe ist es mit den Themen so sensibel wie eben möglich umzugehen und wir möchten dabei an euch appellieren, dass ihr unsere Stories, Beiträge und auch diesen Bericht mit dem Hintergrund lest, dass wir aus einer weißen, westlichen und sehr privilegierten Position heraus berichten.

Außerdem für euch zur Info: Wir werden etappenweise und ein paar Tage zeitversetzt posten und berichten. Zum einen, weil wir sieben Stunden Zeitverschiebung haben und zum anderen, weil tägliche Updates für uns gerade nicht machbar sind, auch weil wir nicht immer WLAN und Netz haben und wir euch außerdem auch nicht mit Inhalten überschwemmen wollen. Wir denken, dass das in unserem und auch in eurem Sinne ist. Ansonsten hoffe ich, dass euch das Lesen und die Verfolgung unser Reise Freude macht, ihr für euch etwas mitnehmen und vielleicht auch etwas lernen könnt.

Ganz liebe Grüße aus Eskazú, einer kleinen Stadt in der Nähe der Hauptstadt San Rosé.

Toni

Etappe eins – San Rosé

Hallöchen zusammen und willkommen zu meinem ersten inhaltlichen Bericht unserer Costa Rica-Reise.

Wir sind nach einem langen und anstrengenden Anreisetag mit zwölfeinhalb Stunden Flug alle sehr müde ins Bett gefallen und dann aufgrund des Jetlags um ca. fünf Uhr Ortszeit wieder aufgestanden. Unser Hotel in Eskazú, einem Ort, der zum Einzugsgebiet der Hauptstadt San Rosé gehört, hat neben einer wunderschönen Anlage voller tropischer Pflanzen auch einen kleinen Pool am Essbereich, den Julian und ich frühmorgens natürlich direkt genutzt haben. Und was soll ich sagen, viel besser hätte diese Reise nicht beginnen können und mein Laune hätte auch nicht besser sein können. Etwas, das ich um fünf Uhr morgens wirklich selten erlebe. Nach diesem wunderbaren Start in den Tag haben wir ein köstliches Frühstück genossen, das uns eine sehr herzliche Tica gebracht hat. Frisches Obst, Reis und Bohnen, knuspriges Brot und eine Marmelade, die nicht so süß war wie die in
Deutschland – ein Träumchen!

Unser Tag begann dann mit einer Fahrt zur University of Peace, einer echten Besonderheit hier in Costa Rica. Es handelt sich dabei um ein weltweit einzigartiges Projekt, das uns Ariella, eine Mitarbeiterin der Universität gezeigt und nahegebracht hat. Hier dreht sich alles um Frieden, Weltoffenheit und Diversität. Besonders der Frieden hat für die Menschen einen sehr hohen Stellenwert, weil Costa Rica seit dem Jahr 1948 kein Militär mehr hat, was die Menschen, die wir hier kennenlernen durften, mit viel Dankbarkeit erfüllt. Ariella hat uns durch das Gelände der Uni geführt und dabei jede Menge zu der Entstehung und den Aufgaben erzählt. Und sie hat uns vor allem mit auf den Weg gegeben, dass es nicht nur der Auftrag der Friedensexpert*innen ist, den negativen Frieden zu bewahren und aktiv an dem Ziel des positiven Friedens zu arbeiten, sondern dass alle Menschen durch ihr Handeln und Wirken zum Frieden beitragen können.

Negativer Frieden bezieht sich auf die Abwesenheit direkter Gewaltkonflikte oder offener Kriegshandlungen zwischen Parteien, während positiver Frieden auf die Schaffung und Erhaltung von Bedingungen des Wohlstands, der Gerechtigkeit und der sozialen Harmonie zielt, um langfristigen Frieden zu fördern. Negativer Frieden könnte eine oberflächliche Ruhe bedeuten, die latenten Spannungen und Ungerechtigkeiten nicht adressiert, während positiver Frieden aktive Maßnahmen umfasst, die strukturelle Gewalt und Ungerechtigkeiten angehen, um nachhaltige Stabilität und Gleichheit zu fördern. Letzteres zielt darauf ab, die Wurzeln von Konflikten zu lösen, während ersteres nur die direkten Ausbrüche von Gewalt
zu verhindern versucht.

Nach einem leckeren Mittagessen, bei dem wir Clara kennengelernt haben, die als Professorin an der Uni arbeitet und uns einen Teil der Reise als zweite Reiseleitung begleiten wird, haben wir einen Vortrag von Jan gehört, der auch als Professor an der Uni tätig ist und ebenso wie Clara aus Deutschland kommt. Er hat uns durch seinen Input ein realistisches Bild von Costa Rica und der Bewaldungssituation des Landes gezeichnet, was als Grundlage für das Verständnis weiterer Inhalte super wichtig gewesen ist. Jan hat uns erklärt, dass Costa Rica oft als die Schweiz Zentralamerikas bezeichnet wird. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Einmal die Demokratie in Costa Rica, die in Zentralamerika einzigartig ist, aber auch das starke Staats- und Sozialsystem tragen dazu bei. Außerdem ist Costa Rica für die nachhaltige Entwicklung bekannt. 25% der Fläche stehen unter Naturschutz, 12% sind Nationalparks und das Land beherbergt 5% der weltweiten Artenvielfalt. Gleichzeitig gibt es zunehmend Probleme mit Ungleichheit, die Kriminalitätsrate steigt aktuell sehr stark, das Land kämpft mit immer mehr Privatisierung, die Mehrheit der Flüsse und Teile der Küsten sind stark verschmutzt und es gibt kaum Müll- und Abwassersysteme. Mich hat vor allem überrascht, dass Costa Rica, den höchsten Pestizidverbrauch weltweit pro Kopf und pro Fläche hat, etwas, das erstmal gar nicht zu dem nachhaltigen Image des Landes passt und auch Rassismus ist genauso wie der Kapitalismus ein Problem des Landes. Die von Jan beschriebene Komplexität hilft mir zum einen Costa Rica nicht zu idealisieren und zusätzlich zu begreifen wie schwierig und politisch viele Themen sind. Und ja, Costa Rica ist verglichen mit anderen Ländern in Zentralamerika „die Schweiz“, aber es ist auch nicht alles Gold, was glänzt.

Ich habe mich im Vorfeld nicht so tiefgründig mit dem Land Costa Rica beschäftigt, sodass Jans Einordnung und auch Ariellas Hintergründe zur University of Peace mir total geholfen haben, in dieses Land einzutauchen und zu verstehen, was den Menschen hier wichtig ist und wie die Strukturen des Landes historisch gewachsen sind. Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu der ökologischen und familiengeführten Kaffeefarm von Gabriel Tolero. Er hat uns einen total differenzierten Blick auf das Thema Kaffee, dessen Produktion und Anbau gegeben. Ich hatte von einem Kaffeeproduzenten Sätze wie Ich glaube Kaffee schmeckt uns gar nicht, aber wir gewöhnen uns daran oder Wir sollten alle weniger Kaffee trinken nicht erwartet und bin wirklich dankbar für seine schonungslose Ehrlichkeit. Wir durften dann drei Kaffee probieren, die alle eine unterschiedliche Röstung hatten und Gabriel wollte, dass wir überlegen welcher uns am besten schmeckt. Danach haben wir salzige Kekse und Marmelade bekommen und sollten die drei Kaffeevarianten erneut probieren und ranken. Tatsächlich hat sich durch den süßen oder salzigen Geschmack die Präferenz verändert. In dem Zuge wurde uns erklärt, dass es „guten Kaffee“ in dem Sinne gar nicht gibt, da das an der Gewohnheit der Menschen hängt und damit verbunden ist, dass der Kaffee, den sie gewohnt sind, als guter Kaffee beschrieben wird und eben auch dass die Frage der Kombination viel mit der Präferenz machen kann. Die helle Röstung ist zum Beispiel häufig aromatischer und es lassen sich detaillierter die gegebenen Bedingungen des Wachstums schmecken. Diese Nuancen werden durch Milch überdeckt und sind dann nicht mehr oder nur noch marginal wahrnehmbar. Daher wird
häufig dunkler Kaffee getrunken, weil der kräftiger ist und es keine Aromen mehr gibt, die von Milch überdeckt werden können.

Zusätzlich ist mir besonders hängen geblieben, dass im Endprodukt in unserer Kaffeetasse nur ein ganz kleiner Bruchteil der Kaffeefrucht enthalten ist, die geerntet wird und das obwohl die sogenannte Kaffeekirsche eine genießbare Frucht ist aus der Gabriel Tee, Wein und die wunderbare Marmelade macht, die wir beim Kaffee-Tasting probiert haben. Nach dem Durchprobieren ist Gabriel mit uns auf seine Finka gegangen und hat uns gezeigt, was neben Kaffee noch alles dort wächst; zum Beispiel Bananenbäume, die er bewusst im Sinne der Biodiversität und im Sinne der Finka nicht aberntet, aber auch andere Bäume und Kurkuma, den wir probieren durften. Zum Schluss hat mir noch die Erklärung zum Biolabel die Augen geöffnet. Gabriels Kaffee hatte viele Jahre lang eine Bio-Zertifikat. Es sind dann, einmal im Jahr angemeldet, Personen voreigekommen, die die Zustände überprüft haben. Gabriel hat uns gesagt, dass die Bäuer*innen sich auf diese Besuche perfekt vorbereiten können und er deshalb entschieden hat, dass er das Biolabel nicht mehr möchte. Das Biolabel sagt also nur bedingt etwas über die Bioqualität des Produktes aus. Wir sind an beiden Abenden in Eskazú abends Essen gegangen, was wirklich gut war, auch um ein Gefühl für das Stadtbild zu bekommen. Es gibt überall kleine Geschäfte am
Straßenrand und in der Regel lassen die Autofahrenden den Fußgänger*innen den Vortritt, was sehr hilfreich ist, da es Costa Rica kaum Ampeln gibt. Die beiden abendlichen Ausflüge in die Stadt waren beide Male ein Erlebnis, auch aufgrund der Bürgersteige. Häufig gibt es diese nur ein paar Meter bevor in einer anderen Höhe eine anderen Betonierung oder auch einfach die Straße ist. Von Eskazú gab immer mal wieder Ausblicke auf die am Hang liegende Hauptstadt San Rosé, was auf dem Rückweg bei Dunkelheit ein Lichtermeer offenbarte, an dem ich mich. glaube ich, nie hätte satt sehen können, wirklich beeindruckend und wunderschön.

Der Rückblick auf die ersten Tage in Costa Rica erzeugen gerade erneut ein wehmütiges Lächeln auf meinen Lippen. Für mich war das der perfekte Einstieg für das was noch kommt und noch kommen wird und ich bin sehr dankbar, besonders auch für die inhaltlichen Themen. Es ist schon etwas anderes mit so vielen Menschen vor Ort zu sprechen und ich empfinde das als wirklich gewinnbringend und bildend. Das hatte ich so stark gar nicht
erwartet und ich glaube, ich sehe schon jetzt das Land mit ganz anderen Augen, als wäre ich nur als normale Touristin hier gewesen. Damit einhergehend begleitet mich das Gefühl von purer Dankbarkeit. Nicht nur, weil mir diese Reise ermöglicht wird, sondern vor allem für die vielen Privilegien, die ich genieße. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass ich ein Bewusstsein für meine Privilegien habe, aber je länger ich hier bin, desto mehr merke ich, wie falsch ich damit liege. Dazu aber mehr in den nächsten Teilen.

Ganz liebe Grüße aus Longo Mai

Toni

Etappe zwei – San Isidro und Kolping Costa Rica

Am nächsten Morgen sind wir früh aufgebrochen und zunächst nach Cartago gefahren, um dort eine Messe zu besuchen. In Cartago steht eine Basilika, die für viele Menschen hier ein wichtiger Pilgerort ist, weil dort eine besondere schwarze Madonnenfigur aufbewahrt wird. Um diese sogenannte La Negrita ragt die Legende, dass sie von einer indigenen Frau auf einem Stein gefunden und mitgenommen wurde, aber immer wieder zurück zu diesem Stein gekehrt ist. Deshalb wurde an dieser Stelle eine Basilika gebaut, um die Figur zu bewahren und zu verehren. Den Stein gibt es dort immer noch und er ist neben der Madonnenfigur in der Basilika eine besondere Pilgerstätte. Vor Beginn der Messe sind viele Menschen auf Knien bis zum Altar gerutscht. Auch Menschen, denen diese Prozedur körperlich sichtlich einiges abverlangt hat, haben sich bis in den Altarraum gekämpft. Diese Beobachtung wirkte auf mich erstmal befremdlich und gleichzeitig empfinde ich große Bewunderung für einen so starken Glauben und habe sehr viel Respekt vor einem solch tiefen Vertrauen in die zu Gott führende Tradition.

Ich habe an dem Tag sehr stark mit meinen Privilegien gehadert. Wir hatten eine Tour, bei der uns die Hintergründe über den Pilgerort und die Legende der schwarzen Madonnenfigur nahegebracht wurden. Teil dieser Führung war, dass wir die Möglichkeit hatten, an der Schlange wartender Menschen vorbeizugehen, um diesen Stein zu sehen und auch berühren zu können. Dass wir die Möglichkeit hatten, in den Vorraum zu gehen und den Stein so zu sehen, ohne dass wir uns lange hätte anstellen müssen, (das hätten wir nämlich nicht getan) war in meinen Augen noch nachvollziehbar. Wir haben die Tour ja gemacht und bezahlt, um nicht an diesem Ort gewesen zu sein, ohne den Stein gesehen zu haben. Dass wir uns aber hätten vordrängeln dürfen, um den Stein zu berühren, während unzählige Menschen von denen Vielen zu diesem Ort gepilgert sind, sich in einer sehr langen Schlange anstellen mussten, ging für mich gar nicht. Diesen Menschen bedeutet das etwas, wir sind hingegen privilegierte Tourist*innen. Für uns hat dieser Stein nichts wirklich Besonderes und in unserer Reisegruppe war spirituell niemand von diesem Ort berührt. Ich meine, das ist okay so. Aber es ist dann nicht okay, dass wir uns vordrängeln dürfen. Mir hat das richtig wehgetan und ich wollte danach auch nur noch raus. Natürlich war mir bewusst, dass wir in Costa Rica unsere privilegierte Position stärker spüren werden, als das Zuhause der Fall ist. Trotzdem war ich darauf so gar nicht vorbereitet und ich habe mich die Tage vermehrt schlecht gefühlt und wurde immer wieder von den Gedanken begleitet, dass das einfach falsch ist und ich diese Vorzüge gar nicht unbedingt haben will, weil sie der Grund sind, dass andere Menschen diese nicht haben. Ramona hat in einer Reflektion, in der ich das Thema nocheinmal angesprochen habe, gesagt, dass ihr immer der Gedanke hilft, dass kein Mensch etwas dafür kann, wo und in welche Familie er geboren wurde. Und das gilt in beide Richtungen. Tatsächlich hat mir das auch geholfen und trotzdem ist es mir wichtig, dieses Erlebnis hier mit euch zu teilen.

Nach dem anschließenden Mittagessen sind wir über den Cerro de la Muerte, der 3 350 Meter hoch ist bis nach San Isidro gefahren. Leider war es so nebelig, dass wir die Aussicht aus der Höhe gar nicht genießen konnten.

San Isidro de General oder einfach Perez, wie die Ticas und Ticos die Stadt nennen, gilt als Zentrum des Südens. In der Stadt ist Kolping Costa Rica zu Hause. Katja, die Leiterin von Kolping Costa Rica, und ihr Mann Bernhardt haben uns in der sogenannten Casa Kolping herzlich willkommen geheißen und wir haben eine kleine Führung durch das Haus, den Garten und das kleine Büro bekommen. Katja hat uns im Anschluss etwas über die Frauenrechte in Costa Rica und die Arbeit von Kolping Costa Rica erzählt. Neben politischen Hintergründen, LGBTQIA+ in Costa Rica und der schweren Thematik der Femizide, ging es dabei viel darum, dass Frauen in Costa Rica wenig Chancen, besonders auch auf bezahlte Arbeit haben. Ein Großteil der Care-Arbeit liegt bei ihnen und Probleme mit häuslicher Gewalt nehmen zu. Kolping Costa Rica entwickelt zur Bekämpfung der Problematiken und zur Unterstützung der Menschen Angebote, die überwiegend von Frauen wahrgenommen werden, weswegen 90% der Kolpingmitglieder in Costa Rica Frauen sind. Katja berichtet, dass sie bei Kolping Costa Rica einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der sich auf die gesamten familiären Strukturen auswirkt und das veraltete Rollenbild aufbricht. Besonders bewegend finde ich den Punkt, dass Katja erst lernen musste, die Themen so zu wählen und vor allem zu benennen, dass die Angebote überhaupt wahrgenommen und genutzt werden. Sie erzählte uns, dass viel Scham herrscht. Fast alle Mitglieder haben Gewalt erlebt, das Thema ist sehr sensibel und es kostet viel Mut darüber zu sprechen. Dann erzählte Katja uns, dass die Frage nach Angeboten für Männer größer wurde, weshalb ihr Fokus mittlerweile auch auf Männerveranstaltungen liegt. Sie berichtete, dass die Arbeit von Kolping Costa Rica Wirkung zeigt und in vielen Familien eine Umkehr der Geschlechterrollen zu erkennen ist, indem die Frauen mit Hilfe von Kolping kleine Unternehmen gründen und so eigenes Geld verdienen können.

Zum Mittagessen durften wir eines der von Kolping unterstützten Projekte besuchen. Wir waren bei Mireya, die einen Pizza-Lieferservice betreibt und ich hatte zwar nicht vor, hier über Essen zu schwärmen, aber an dieser Stelle erachte ich das als dringend notwendig. Neben vielen anderen Sorten hat Mireya nämlich eine Gemüsepizza gemacht, die zur Hälfte vegetarisch und zur anderen Hälfte vegan war. Diese wunderbare Pizza war belegt mit goldenen Kiwis, Pilzen, Paprika, Brokkoli und Zwiebeln. Und es war einfach unfassbar lecker. Ich kann das nur zum Nachmachen empfehlen und wir waren alle sehr traurig, dass der Lieferdienst nicht über den Ozean liefert. Neben dem hervorragenden Essen hat Mireya uns von ihrem Weg in die Selbstständigkeit berichtet und erzählt, dass sie erst einmal lernen musste, wie man gute Pizza backt. Besonders schön war zu sehen, dass sie richtig stolz auf ihr Unternehmen ist und auch die Berichte von ihr, dass es gut läuft und sie es schön findet, wenn die Menschen die Pizza auch bei ihr essen, so wie wir das gemacht haben. Sie überlegt daher, einen kleinen Essensbereich in ihrer Pizzabackstube zu integrieren.
Die Reisegruppe ist nach dem Essen zurück ins Hotel und Katja, Bernhardt, Ramona und ich zur Casa Kolping gefahren, um die Feierlichkeiten am Abend vorzubereiten. Kolping Costa Rica hat nämlich am 06.02.2024 den Kolpingnationalverband gegründet und um das zu wertschätzen und unsere Glückwünsche zu überbringen, haben wir Kolping Costa Rica eingeladen, um diesen Meilenstein gebührend zu feiern.

Zu Beginn haben wir uns alle einmal vorgestellt und erzählt in welcher Funktion wir da sind. Ramona hat das Ganze moderiert und zum Glück auch übersetzt. Dann hat Heinrich eine Rede gehalten, die auf die Partnerschaftsarbeit zurückblickt und hat dabei auch über die Leitsätze der gemeinsamen Arbeit gesprochen. Julian und ich haben dann kurz über das Leuchtturmprojekt des Süd-Nord-Freiwilligendienstes gesprochen und über die gegenseitige Bereicherung die wir dadurch erleben dürfen. Wir haben uns für die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit bedankt und außerdem zugesagt, dass wir uns weiterhin für dieses Projekt einsetzten werden. Danach haben wir den amtierenden Vorstand vom neu gegründeten Nationalverband Kolping Costa Rica nach vorne gebeten. Nachdem Ramona das Bild von Adolph Kolping auf der Steele erklärt hat, hat Julian die Steele der Vorstandsvorsitzenden Angelika feierlich überreicht und ich durfte allen neuen Vorstandsmitgliedern einen Kolping-Pin anstecken. Besonders berührt hat mich, dass der Vorstand auch für uns eine Steele voller lieber Worte und Dankbarkeit hatte, die Angelika uns überreicht hat. Damit haben wir nicht gerechnet und uns wirklich sehr darüber gefreut. Nach diesem formalen Teil ist die Sängerin Guadalupe Urbina, die in Costa Rica eine echte Berühmtheit ist, aufgetreten. Sie hat zwischen den Liedern immer wieder die Geschichte darum thematisiert und über ihre Kindheit erzählt, was Clara uns übersetzt hat. Die Atmosphäre war dabei wirklich schön, weil sie ihr ganzes Herzblut so wunderbar transportiert hat und weil hinter ihr nach und nach die Sonne untergegangen ist. 

Damit ihr auch die Möglichkeit habt, Guadalupes Musik zu hören, hier einmal der Link zu ihrem Spotify-Account.

Im Anschluss gab es noch ein Catering und wir konnten den Abend mit den Kolpinggeschwistern gemütlich ausklingen lassen und in den Austausch kommen.

Ich weiß, dass ich spätestens ab diesem Punkt einfach sehr zufrieden war, besonders weil alles an diesem Tag so reibungslos und vor allem zu der Zufriedenheit aller Partner*innen und auch von uns funktioniert hat und letztendlich auch weil die Anspannung weichen konnte.

Ich bin nicht nur sehr glücklich mit dem Tag bei und mit Kolping Costa Rica, sondern vor allem nachhaltig beeindruckt. Mir war nicht bewusst, dass die Mehrheit der Kolpingmitglieder hier Frauen sind und auch nicht, dass sie so erfolgreich mit ihrem Kampf für den Feminismus, gegen Gewalt und für ihre Eigenständigkeit sind. Ich habe größten Respekt vor ihrer Arbeit und bin der festen Überzeugung, dass wir als Kolpingwerk Paderborn einiges von unseren Partner*innen lernen können und vor allem sollten. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir es schaffen den Fokus auf Internationale Partnerschaftsarbeit zu schärfen und vor allem den Mehrwert des Miteinanders zu sehen und uns für den Erhalt und die Weiterentwicklung auch dementsprechend einzusetzen.

Liebe Grüße und treu Kolping


Toni

Süd-Nord- Freiwilligendienst 
Bildungsangebote
Projekt: Klimadialoge 
Projekt: C.O.F.F.E.E.
Spendenprojekte

Süd-Nord-Freiwilligendienst

Seit 2019 nehmen wir am Programm weltwärts-Süd-Nord des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) teil. In Zusammenarbeit mit mundus eine Welt e.V. unterstützen wir derzeit junge Kolpingmitglieder aus unseren Partnerländern bei ihrer Freiwilligendienst in deutschen sozialen Einrichtungen. Der Süd-Nord-Freiwilligendienst ist Teil des weltwärts-Freiwilligendienstes.

Im Sommer 2018 bzw. im Januar 2019 durften wir unsere ersten Süd-Nord-Freiwilligen in Paderborn begrüßen. Ana aus der Dominikaschen Republik, Dayan aus Costa Rica und Thania aus Honduras haben während ihres einjährigen Aufenthalts einen Freiwilligendienst in Einrichtungen des Kolping-Bildungswerks Paderborn geleistet und in Gastfamilien gelebt. Begleitet wurden sie in dieser Zeit von der Kolpingjugend.

Nachdem im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie leider keine Süd-Nord-Freiwilligen einreisen konnten, hat im Oktober 2021 ein neues Freiwilligenjahr begonnen.

Herzlich willkommen heißt der Waldkindergarten in Hövelhof Jennifer Fernández Luna aus der Dominikanischen Republik, die Kolping-Kita in Bad Lippspringe Tania Chavarría aus Honduras, das Kolping Berufsbildungswerk Brakel am Lernort Wohnen Denia Castro aus Honduras und die Kolping-Röstwerkstatt Brakel Damián Sosa Rodezno aus Honduras.

Süd-Nord-Freiwillige 2021

Wir freuen uns sehr, diese 4 jungen Menschen aus unseren Partnerländern persönlich bei uns zu haben, um ihren Freiwilligendienst im Gebiet unseres Diözesanverbandes zu leisten. 

Wenn ihr coolen Ideen oder Freizeitaktivitäten habt, zu denen ihr sie gerne einladen möchtet, dann schreib uns!

 Mach dir selbst einen Eindruck vom unserem Süd-Nord-Freiwilligendienst!

Bildungsangebote

Gerne kommen wir mit verschiedenen Bildungsangeboten aus dem Bereich unserer internationalen Arbeit in deine Kolpingjugend. Aktuell haben wir drei verschiedene feste Angebote. Wenn euch vor Ort aber ein ganz bestimmtes Thema interessiert, das ihr aktuell nicht in den folgenden drei Angeboten findet, sprecht und trotzdem gerne an und wir schauen gemeinsam, ob und wie wir euren Wunsch erfüllen können.

Die Bildungsangebote können auch digital durchgeführt werden. Sprecht uns an!

Laudato Si - mehr als ein Kirchenlied

Nachhaltigkeit, die Bewahrung der Schöpfung und ein bewusster Umgang mit unserer Erde sind Themen in der Enzyklika Laudato Si. ENZUYK…Was? Wir erklären euch was dahinter steckt und was wir dazu beitragen können. Hier kommt ihr zu unserem Bildungsangebot Laudato Si.

FAIRantwortung übernehmen

Große Veränderungen beginnen mit kleinen Entscheidungen. Wir geben euch Tipps & Tricks an die Hand. Wie könnt ihr vor Ort nachhaltiger werden? In den vier Kategorien: Fairer Handel, Engagement, Grundhaltung und Nachhaltigkeit, überlegen wir gemeinsam wie eine realistische Umsetzung vor Ort aussehen kann. Hier kommt ihr zu unserem Bildungsangebot FAIRantwortung übernehmen.

Deine Zeit im Ausland

Du träumst schon lange davon, nach der Schulzeit ins Ausland zu gehen? Geht das eigentlich auch noch in der Ausbildung oder während des Studiums? Ein Jahr in ein soziales Projekt ans andere Ende der Welt, wäre genau das Richtige für dich? Oder doch lieber ein paar Wochen im Sommer ins (europäische) Ausland in einer Gruppe Gleichgesinnter? Hier kommt ihr zu unseren Informationen über Deine Zeit im Ausland.

Klimadialoge | Diálogos Climáticos

Die Klimadialoge | Diálogos Climáticos war ein auf zwei Jahre angelegtes Jugendprojekt mit jungen Erwachsenen aus Deutschland und Mexiko.

Es handelte sich dabei nicht um ein klassisches Austauschprogramm, sondern einen fortwährenden, partnerschaftlichen und entwicklungspolitischen Dialog. Jeweils fünf deutsche und mexikanische Jugendliche nahmen teil. Unterstützt wurden Sie von je zwei deutschen und zwei mexikanischen Gruppenleiter*innen.

Teil des Projektes waren zwei Begegnungsphasen in...

Deutschland: 14. – 30. Juli 2018 und
Mexiko: 20. Juli – 5. August 2019


Hier haben sich die Jugendlichen mit den Themen Klimawandel, Klimaschutz, Klimagerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Ernährungssouveränität, erneuerbare Energien, Ressourcen- und Klimakonflikte, Klimaflucht und weiteren verbandlichen Themen beschäftigen. Auch zwischen den Begegnungsphasen wurde der Dialog online über die sozialen Netzwerke fortgeführt. 

Alle Aktivitäten wurden auf einer gemeinsamen Facebook Seite festgehalten und können weiterhin eingesehen werden. 

Klimadialoge Klimadialoge

C.O.F.F.E.E.

Seit 2018 ist die Kolpingjugend DV Paderborn Teil des Erasmus+ Projekts "Cooperation for fair economy and education (C.O.F.F.E.E.)"

Neben der Kolpingjugend und der Firma Langen Kaffee nehmen die Kolpingwerke Polen, Rumänien, Honduras und Mexiko teil. 

Bei Studienreisen in alle teilnehmenden Länder werden zwei Zielgruppen zu den Themen Nachhaltigkeit und fairer Handel am Beispiel des Produktes Kaffee weitergebildet: junge Erwachsene, die sich als Freiwillige in Verbänden wie den Kolpingwerken engagieren, und Fachkräfte, die in außerschulischer Bildungsarbeit aktiv sind.

Aufgrund des Corona-Pandemie wurde das Projekt vorerst gestoppt. 

Projekt in Rumänien

Spendenprojekte

Mit einer Spende für eines unserer Projekte unterstützt du unsere Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partner*innen der Kolpingwerke Costa Rica, der Dominikanischen Republik, Honduras, Mexiko und NicaraguaDie Projekte werden von unseren Partner*innen vor Ort je nach Bedarfen entwickelt. Gemeinsam mit unseren Partner*innen in Mittelamerika verfolgen wir das Ziel, nachhaltige Strukturen aufzubauen, die Verbandsentwicklung zu stärken und individuelle Projekte der Mitglieder zu unterstützen, die langfristig Einkommen schaffen.

Auf der Internetseite des Kolpingwerks über die Spendenprojekte kannst du mehr über sie erfahren. Wir freuen uns über jede Unterstützung!

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